AWO fürchtet um die Altenpflegeausbildung

09.05.2018

Ausbildungspauschale seit 1992 nicht erhöht – vielen Pflegeschulen droht das Aus

Was passiert, wenn nichts passiert? „Dann haben wir bald keine Auszubildenden mehr an unseren Pflegeschulen und unseren Seniorenzentren bricht der Nachwuchs weg“, sagt Uwe Hildebrandt, Geschäftsführer der AWO NRW anlässlich des Internationalen Tags der Pflege am 12. Mai. Der Wohlfahrtsverband ist Träger von 12 Altenpflegefachschulen in NRW. 1500 Schüler werden dort jedes Jahr zu Altenpflegern ausgebildet. Rund 60 Prozent von ihnen verstärken nach dem Examen die Seniorenzentren der AWO. Wegen zu geringer Zuschüsse droht den Ausbildungsstätten das Aus. Betroffen sind vor allem die kleineren Ausbildungsstätten. Schließungen würden den Fachkräftemangel nur zusätzlich verschärfen.

„Auf diese Entwicklung müssen wir reagieren, denn wir sind auf die Absolventen unserer Fachschulen angewiesen“, so Uwe Hildebrandt. Die AWO sieht die Ausbildung der Pflegekräfte deshalb in Gefahr, weil die Pauschale, mit der das Land die Ausbildung eines Altenpflegers bezuschusst, viel zu niedrig ist. Sie liegt bei 280 Euro pro Schüler und wurde seit 1992 nicht mehr erhöht. Im Gegenteil: 1992 erhielten die zwölf Altenpflegefachschulen der AWO noch rund 660 DM pro Schüler. Mit der Umstellung auf den Euro lag der Betrag bei 317 Euro. Im Jahr 2006 wurde der Zuschuss auf 280 Euro gesenkt. Zum Vergleich: Die Krankenpflege-Ausbildung wird dagegen mit rund 500 Euro im Monat subventioniert.

„Wir brauchen dringend eine Anpassung der Pauschale. In der Altenpflegeausbildung benötigen wir einen Mindestsatz von 490 Euro pro Schüler und Monat, um qualifizierte Lehrer zu beschäftigen, die auf modernem Standard ausbilden können“, so Hildebrandt. Richtig sei, dass die Pauschalen im Zuge der generalistischen Ausbildung, also der Zusammenlegung der Kranken- und Altenpflegeausbildung, angepasst werden. „Die Finanzierung der Generalistik greift im vollen Umfang erst ab 2024. Bis dahin können sich unsere Altenpflegeschulen nicht über Wasser halten.“

Bei allen Entscheidungen der Landesregierung zum Haushalt 2018 wurde die dringend nötige Anpassung der so genannten Betriebskostenförderung der Fachseminare für Altenpflege nicht berücksichtigt.
Mit Blick nach Schleswig-Holstein wäre das aber möglich. Dort wurde ein Nachtragshaushalt beschlossen, in dem die Förderung der Altenpflegeschulen rückwirkend zum 1. Januar von 310 auf 450 Euro erhöht wird.
Diese Finanzierung eines Schulplatzes ist auch nach den aktuellen Berechnungen angemessen. Experten haben sogar eine Summe von 490 Euro errechnet.
„Wir sehen die Landesregierung in der Pflicht, die auskömmliche Finanzierung der  Altenpflegeausbildung zu sichern. Wir fordern, den Haushaltsetat für diesen Posten wie im Land Schleswig-Holstein durch einen Nachtragshaushalt zu erhöhen“, so der Geschäftsführer der AWO NRW.


Uwe Hildebrandt

Weitere Nachrichten

Meldung vom 07.03.2022
Studierende leiden seit Jahren unter steigenden Semesterbeiträgen. Diese bestehen hauptsächlich aus dem Beitrag für das Studierendenwerk und dem Semesterticket – zwei Elemente, ohne die das Studium in NRW kaum vorstellbar ist. So sehr Studieninteressierte eine garantierte Mobilität sowie die Versorgung mit Wohnraum und Mahlzeiten jedoch als Anziehungspunkt betrachten, so sehr werden sie von Semesterbeiträgen von weit über 300 € abgeschreckt.weiterlesen
Meldung vom 18.02.2022
AWO fordert Gleichbehandlung bei der Corona-Sonderzahlung 2022 Beschäftigte im öffentlichen Dienst der Bundesländer erhalten eine steuer- und sozialversicherungsfreie Corona-Sonderzahlung. Das betrifft in NRW Tarifbeschäftigte in Landesbehörden, Unikliniken, Schulen, städtischen und kommunalen Kitas, bei der Polizei und Beamte in NRW. Mitarbeitende von Trägern der Freien Wohlfahrtspflege gehen dagegen oft leer aus.weiterlesen
Meldung vom 16.02.2022
Freiwilligendiensten drohen 2024 Haushaltskürzungen von 20 %weiterlesen
Meldung vom 10.02.2022
NRW-Aktionsbündnis „Wir wollen Wohnen!“ kritisiert die Förderpolitik des Landes.Die AWO NRW ist Mitglied des Aktionsbündnis.weiterlesen
Meldung vom 09.02.2022
Pressemeldung Freie Wohlfahrtspflege NRW „Wir brauchen einen möglichst hohen Impfschutz in der gesamten Bevölkerung, um die vulnerablen Gruppen zu schützen und unserer Gesellschaft wieder mehr Freiheiten zurückzugeben. Ein Schritt auf dem Weg dahin ist die einrichtungsbezogene Impflicht – doch diese kann erst dann greifen, wenn damit die Versorgungssicherheit in den Einrichtungen nicht gefährdet wird”, so Christian Woltering, Vorsitzender der Freien Wohlfahrtspflege in NRW.weiterlesen
Meldung vom 26.01.2022
Die erschütternden und hoffnungslosen Bilder aus Afghanistan nach dem Tag der gewaltvollen Machtübernahme der Taliban sind wieder aus den Medien und so auch aus unserer Wahrnehmung verschwunden. Doch die Situation bleibt lebensgefährlich und entwickelt sich zu einer humanitären Katastrophe. Die Arbeiterwohlfahrt fordert daher eine schnelle und unbürokratische Hilfe für Afghan*innen und appelliert an die neue Bundesregierung:weiterlesen
Meldung vom 09.12.2021
Die Zahl der Jugendlichen, die nach der Schule ohne Ausbildungsplatz oder Anschlussqualifizierung dastehen und quasi abtauchen, steigt in der Corona-Krise deutlich an. Das belegt der aktuelle Arbeitslosenreport der Landesarbeitsgemeinschaft Freie Wohlfahrtspflege (LAG). weiterlesen
Meldung vom 07.12.2021
Das neue Betreuungsgesetz, das im März 2021 verabschiedet wurde und das ab dem 1. März 2023 in der Praxis angewendet wird, verfolgt ein Ziel: die Umsetzung der UN-Behindertenkonvention. weiterlesen
Meldung vom 18.11.2021
Janine Opalka (AWO Westliches Westfalen) und Torsten Otting vom Landesjugendwerk bilden die neue Doppelspitze des Fachverbands der Offenen Kinder- und Jugendarbeit (OKJA). weiterlesen
Meldung vom 17.11.2021
Eine zeitige gesetzliche Regelung für die Umsetzung des Rechtsanspruchs auf Ganztagsbetreuung fordert die Landesarbeitsgemeinschaft der Freien Wohlfahrtspflege NRW (LAG FW). weiterlesen