An den geringen Jobchancen bei Hartz IV-Empfängern hat sich kaum was geändert

22.06.2016

das zeigt der aktuelle Arbeitslosenreport der Freien Wohlfahrtspflege NRW. Hartz IV-Bezieher bleiben Arbeitssuchende zweiter Klasse.

Die Zahlen aus dem aktuellen Arbeitslosenreport der Freien Wohlfahrtspflege belegen: Personen, die im SGB II (= "Hartz IV-System") stecken, haben deutlich schlechtere Chancen auf Eingliederung in den Arbeitsmarkt als Arbeitslose, die im Schutz der Arbeitslosenversicherung (SGB III) Arbeitslosengeld beziehen. In NRW hat in 2015 pro Monat etwa jeder achte Arbeitslose in der Arbeitslosenversicherung (12,2 Prozent) eine Arbeit gefunden oder eine Ausbildung begonnen, im Hartz-IV-System nur jeder 37ste (2,7 Prozent). Bei den wenigen Arbeitslosen im Hartz-IV-System, die eine Arbeit fanden, dauerte die Arbeitssuche deutlich länger. Ihre Situation hat sich lt. Arbeitslosenreport NRW sogar weiter verschlechtert.

"Langzeitarbeitslosigkeit ist gerade im Hartz-IV-System ein strukturelles Problem" sagt Andreas Johnsen, Vorsitzender der Freien Wohlfahrtspflege NRW. "Arbeitslose, denen der konventionelle Arbeitsmarkt keinen Arbeitsplatz mehr bietet, dürfen nicht von Teilhabe ausgeschlossen werden. Für sie müssen längerfristige Angebote öffentlich geförderter Beschäftigung geschaffen werden." Die LAG FW hat hierzu auch ein konkretes Konzept: Arbeitgeber, die besonders benachteiligten Langzeitarbeitslosen reguläre, sozialversicherungspflichtige Arbeitsplätze anbieten, erhalten einen Zuschuss zu den Lohnkosten. Finanziert werden könnte dies durch den sog. "Passiv-Aktiv-Tausch", d.h. das Umwandeln von Transferleistungen zur Sicherung des Lebensunterhalts langzeitarbeitsloser Personen in einen Lohnkostenzuschuss.

Der aktuelle Arbeitslosenbericht der Freien Wohlfahrtspflege zeigt auch, mehr als jeder Vierte, der arbeitslos wird (2015: 27 Prozent), erhält nicht mehr das am letzten Einkommen bemessene Arbeitslosengeld und fällt direkt in den Hartz-IV-Bezug. Besonders im Niedriglohnsektor wechseln Phasen von vorübergehender, oft schlecht entlohnter Beschäftigung rasch mit Phasen von Arbeitslosigkeit ab. Anwartschaften auf Arbeitslosengeld können nicht aufgebaut werden oder das vorherige Einkommen war so niedrig, dass das Arbeitslosengeld den Hartz-IV-Satz unterscheitet und "aufgestockt" werden muss.

"Die Arbeitslosenversicherung verliert für viele Erwerbstätige ihre Schutzfunktion" mahnt Andreas Johnsen, "sie darf nicht weiter erodieren, sondern muss so weiterentwickelt werden, dass sie die Personen erreicht, die ihren Schutz besonders nötig haben. Hier ist die Politik aufgefordert, vorgelagerte Sicherungssysteme zum Beispiel durch eine Neuregelung der Anwartschaftszeiten anders zu gestalten".

Weitere Nachrichten

Meldung vom 15.03.2024
In unzähligen „Dialoggesprächen“ und mit der Einberufung eines „Expertenbeirats“ vermittelte die Landesregierung den Trägern des Offenen Ganztags in NRW das Gefühl, sie sei an einer ernsthaften fachlichen Weiterentwicklung der OGS in NRW interessiert. Zum Bedauern der Arbeiterwohlfahrt wurde aber bereits in diesem Dialogprozess deutlich, dass die Landesregierung die selbst gesteckten Ziele tatsächlich nicht verfolgt. weiterlesen
Meldung vom 05.03.2024
„Eine Veranstaltung des NRW-Gleichstellungsministeriums zum Internationalen Frauentag 2024 mit dem Slogan ‚Banden bilden – Bühne bieten. Mehr Frauen in die Politik!‘ ist wichtig. Sie lenkt den Blick auf eine Herausforderung unserer Zeit, in der die Anzahl weiblicher Mandatsträger*innen kein Spiegel unserer Gesellschaft ist“, findet Britta Altenkamp (Vorsitzender der AWO NRW).weiterlesen
Meldung vom 14.02.2024
Vor wenigen Tagen fand die Fachtagung der AWO NRW zum Thema Kinder- und Jugendschutz unter dem Motto „Nachhaltige und partizipative Konzepte in der Kinder- und Jugendarbeit - Nur gemeinsam gelingt es!" statt. Mit etwa 100 Teilnehmenden und Referent*innen wurde intensiv über wichtige Aspekte des Kinder- und Jugendschutzes diskutiert. weiterlesen
Meldung vom 23.01.2024
„Was gut gemeint ist, ist nicht gut gemacht“, bewertet Britta Altenkamp (Vorsitzende der AWO NRW) das Festhalten an der Schuldenbremse. „In Bund und Land erleben wir derzeit, wie das Festhalten an der Schuldenbremse die Zukunft unseres Sozialstaates gefährdet. Dringend erforderliche Investitionen in die öffentliche Daseinsvorsorge finden nicht mehr statt und bringen zahlreiche soziale Einrichtungen in eine existenzgefährdende Situation. Davor warnen Träger der Freien Wohlfahrtspflege seit Monaten. Aber es werden keine Konsequenzen daraus gezogen“, kritisiert die Vorsitzende der AWO NRW.weiterlesen
Meldung vom 05.01.2024
Die AWO NRW lädt in Kooperation mit dem Fachverband der offenen Kinder- und Jugendarbeit der AWO und des Jugendwerkes NRW herzlich zum Fachtag „Kinder- und Jugendschutz“ am 7. Februar 2024 in Gelsenkirchen ein. Unter dem Motto „Nachhaltige und partizipative Konzepte in der Kinder- und Jugendarbeit - Nur gemeinsam gelingt es!" steht dieser Tag im Zeichen einer intensiven Auseinandersetzung mit den Rahmenschutzkonzepten für die Jugendsozialarbeit und offenen Kinder- und Jugendarbeit. Wann: 07. Februar 2024Wo: Wissenschaftspark Gelsenkirchenweiterlesen