Positionen zur Landtagswahl 2022
- NRW gerechter machen.
- Offener Ganztag ist mehr wert.
- Mehr Chancengerechtigkeit in der Kita.
- #ich will wählen - Wahlalter 16 jetzt.
- Solidarität ist unsere Stärke:
Alleinerziehende nicht allein lassen. - Gendergerechtigkeit – NRW kann das.
- Pflege sichern, heute und in Zukunft.
- Wohnen - ausbauen.
- Teilhabe ermöglichen - Diskriminierung beenden.
- Nur nachhaltig ist gerecht.
NRW gerechter machen.
Die vergangenen zwei Jahre lassen keine Zweifel: Wer wenig hat, den trifft die Krise härter. Kinder, die ohne Technik und elterliche Hilfe das Distanzlernen bewältigen mussten, Menschen mit kleinem Einkommen, die keine finanziellen Puffer in Phasen der Kurzarbeit hatten und Familien, die Lockdowns in zu engen Wohnungen verbringen mussten – die Unterschiede und Ungerechtigkeiten in den Lebenswirklichkeiten der Menschen hat die Corona-Pandemie deutlich offengelegt.
Soziale Gerechtigkeit zu schaffen, muss deshalb das oberste Ziel allen politischen Handelns sein. Sie ist die Voraussetzung für ein friedliches und freundliches Zusammenleben aller Menschen in NRW.
Soziale Gerechtigkeit entsteht nicht von selbst. Dazu braucht es starke soziale Sicherungssysteme, die es allen Menschen ermöglichen, an Bildung, Kultur, Bürgerrechten, Gesundheit und Wohlstand teilzuhaben. Durch mangelnde persönliche, finanzielle Ressourcen darf niemand ausgeschlossen werden. Lebensrisiken wie Krankheit, Arbeitslosigkeit oder Pflegebedürftigkeit dürfen nicht zur persönlichen, finanziellen Katastrophe werden.
Soziale Gerechtigkeit bedeutet, dass alle füreinander Verantwortung übernehmen und so eine solidarische Gemeinschaft bilden. Es ist eine Binsenweisheit, muss aber trotzdem immer wieder gesagt werden: Starke Schultern müssen mehr tragen als schwache! Auch und besonders bei der Finanzierung der sozialen Sicherungssysteme in unserem Land.
Soziale Gerechtigkeit heißt auch, dass Schwache eine stärkere Förderung und größere Hilfe erhalten als diejenigen, die bereits stark und vermögend sind. Soziale Gerechtigkeit darf nicht abhängig sein vom Geschlecht und damit verbundenem Gender-Pay-Gap oder dem Familienstatus: Alleinerziehend, verheiratet, verwitwet.
Stattdessen erleben wir aber eine immer größer werdende Schere zwischen Armen und Reichen. Die Corona-Pandemie und die Folgen von Putins Krieg gegen die Ukraine haben diese fatale Entwicklung noch deutlicher sichtbar gemacht und weiter verschärft. Diese Ungerechtigkeit grenzt Menschen aus, spaltet unsere Gesellschaft und fördert u. a. den Zulauf zu rechtsextremen Kräften.
Die Landtagswahl am 15.05.2022 nehmen wir zum Anlass, unsere Vorstellung von sozial und gerecht zu formulieren. Für die Kindergärten und Offenen Ganztagsschulen. Für die Pflege alter und die Teilhabe junger Menschen. Für Wohnungslose, Alleinerziehende, Arbeitslose und Geflüchtete. Auch zu den großen Themen Klimakrise, Nachhaltigkeit und Gendergerechtigkeit positionieren wir uns.
Wir konfrontieren die Politiker*innen der demokratischen Parteien mit unseren Forderungen.
Wir fordern alle Wahlberechtigten auf, ihr Wahlrecht wahrzunehmen. Gehen Sie wählen – aber nicht rechts. So schaffen wir gemeinsam ein soziales und gerechtes NRW.
Offener Ganztag ist mehr wert.
Kinder sind unsere Zukunft. Für sie brauchen wir multiprofessionell, vernetzt, inklusiv, armutssensibel und rhythmisiert arbeitende Schulen, in denen die jungen Menschen bei der Ausschöpfung ihrer Potenziale bestmöglich unterstützt werden. Aber in NRW wird seit über 15 Jahren ein unterfinanziertes und nur auf einem Erlass beruhendes Modell der „Offenen Ganztagsschule“ praktiziert. Finanziell besser gestellte Kommunen leisten deshalb erhebliche freiwillige Zusatzbeiträge. Kinder in finanziell schwächer gestellten Kommunen haben das Nachsehen. Es darf nicht vom Wohnort der Kinder abhängen, welche Möglichkeiten sie in der OGS haben!
Die Halbherzigkeit der Schulpolitik in NRW muss ein Ende haben! Im Hinblick auf die Einführung eines Rechtsanspruches auf Ganztagsbetreuung ab 2026 fordert die AWO NRW:
● Festlegung und Finanzierung fachlicher Mindeststandards für Personal, Sachmittel und Räume!
Offene Ganztagsschulen brauchen auskömmliche Rahmenbedingungen. Dies bedeutet unter anderem: Verdopplung der bisherigen Landeszuwendung pro Kind und Jahr, mindestens 10 % für Overheadkosten, auskömmliche Sachmittel und 5 Quadratmeter pro Kind in Schulgebäuden inklusive Ganztagsfläche! Denn gute OGS ist mehr wert!
● Gesetzliche Verankerung des Offenen Ganztags in der Jugendhilfe!
Der bisherige OGS-Erlass in NRW ist spätestens mit der Einführung des Rechtsanspruchs 2026 durch ein in der Jugendhilfe verankertes Ausführungsgesetz zu ersetzen! Standards des Kinderschutzes sind in Offenen Ganztagsschulen konsequent umzusetzen.
● Gesetzliche Regelung einer Kooperation von Jugendhilfe und Schule!
Die Schule von morgen kann nur im engen Zusammenwirken von Jugendhilfe und Schule gelingen. Die viel beschworene „Kooperation auf Augenhöhe“ ist rechtlich zu verankern. Dies beinhaltet u.a. ein Mitbestimmungsrecht des Offenen Ganztags in Schulkonferenzen.
● Fachkräfteoffensive für ausreichendes Fachpersonal noch heute starten!
Angesichts des Fachkräftemangels kann ein qualitativer Ausbau des Offenen Ganztags nur mit einer Fachkraftoffensive gelingen. Dies beinhaltet u.a. die Schaffung zusätzlicher Ausbildungsplätze und Qualifizierungsprogramme für Quereinsteiger!
● Verbindliche Verzahnung von Unterricht mit anderen Bildungsangeboten, damit Ganztag für die ganze Schule gilt!
Die Verzahnung zwischen unterrichtlichen und außerunterrichtlichen Aktivitäten darf nicht mehr allein von der persönlichen Haltung und Kooperationsbereitschaft der Schulleitung abhängen, sondern ist verbindlich zu regeln.
MITMACHEN: Online-Petition unter www.ogs-ist-mehr-wert.de
Gleich ist nicht gerecht.
Mehr Chancengerechtigkeit in der Kita.
Die frühen Jahre in der Bildung eines Menschen sind von elementarer Bedeutung für seine weitere Entwicklung. Jedes Kind hat das Recht, sich eigenständig, sicher und frei zu entwickeln und dafür förderliche Rahmenbedingungen vorzufinden. Diese sind Voraussetzung dafür, dass Kinder ihr Recht auf ganzheitliche Bildung und Entwicklung wahrnehmen können. Das ist eine Frage von Gerechtigkeit.
Für Kindertagesstätten gelten in Nordrhein-Westfalen im Wesentlichen die gleichen Vorgaben. Träger haben ein enges Korsett aus Regelungen, in dem sie sich bewegen dürfen. Das KiBiz erlaubt wenig Flexibilisierung. Egal, ob eine Kita auf dem Land oder im Ballungsgebiet betrieben wird und unabhängig von der Sozialstruktur vor Ort, sind die Rahmenvorgaben etwa für Gruppensettings und Fachkraftquoten identisch.
- Kitas in unterschiedlichen Lagen brauchen eine unterschiedliche Behandlung. Gleich ist an dieser Stelle nicht gerecht. Es braucht eine bedarfsgerechte Ausstattung, nicht gleiche Vorgaben!
- Aus unserer Sicht muss der Rahmen angefasst werden. Wir fordern die zukünftige Landesregierung von NRW auf die Vorgaben so zu gestalten, dass Träger und Tageseinrichtungen sich flexibler und damit bedarfsorientiert in ihnen bewegen können.
- Die gegenwärtigen Strukturen lassen Innovationsfähigkeit vermissen. Wir halten es für erforderlich, dass Innovationsprozesse vonseiten des Landes proaktiv unterstützt werden und eine konstruktive Auseinandersetzung mit Trägervorschlägen stattfindet – stets mit dem Ziel, den Kindern bestmögliche Bedingungen für eine ganzheitliche Entwicklung zu bieten.
- Gute Bedingungen für die Mitarbeitenden. Der Fachkräftemangel ist allseits bekannt. Er konnte bislang nicht erfolgreich bekämpft werden und wird stetig größer. Das geht zu Lasten der Mitarbeitenden und der Kinder! Die Zahl der administrativen Aufgaben für Fachkräfte steigt seit Jahren. Hier muss es einen konsequenten Abbau von Bürokratie geben, damit Fachkräfte sich ihren pädagogischen Kernaufgaben widmen können!
WIR FORDERN DIE LANDESREGIERUNG AUF:
Schaffen Sie innovationsfähige Rahmenvorgaben, die auf die besonderen Bedarfe einer einzelnen Kita angepasst werden können und erfüllen Sie damit eine wesentliche Voraussetzung für mehr Chancengerechtigkeit in Kindertagesstätten!
MITMACHEN:
Gestalten Sie individuelle Postkarten und digitale Sharepics. Wir geben Ihre gewählte Forderung mit persönlicher Botschaft an die Politik weiter. Jede*r kann mitmachen! Unterstützen Sie unsere zentralen Forderungen an die zukünftige Landesregierung und beteiligen Sie sich hier mit Ihrem individuellen Statement.
Oder nutzen Sie direkt unseren Sharepicgenerator und teilen Sie Ihren Beitrag bei Facebook oder Instagram.
#nrwgerechtermachen #awonrw #awoowl
Hier finden Sie die Kampagneninfo #1
#ich will wählen -
- Wahlalter 16 jetzt.
SOZIALE GERECHTIGKEIT BEDEUTET,
JUGENDLICHEN ENDLICH EINE STIMME GEBEN!
Es gibt keinen Grund zu warten - auch junge Menschen unter 18 möchten über ihre Zukunft mitentscheiden - sie können und wollen das! Wir fordern Wahlalter 16 – jetzt!
Jugendliche sind Träger*innen demokratischer Grundrechte. Sie wollen und können ihre Zukunft selbst in die Hand nehmen und eine Politik, die in die Zukunft trägt, mitgestalten. Dies darf man ihnen nicht länger verwehren.
Junge Menschen sind in vielfältiger Weise zivilgesellschaftlich engagiert. Sie wollen mitentscheiden! Deshalb fordern junge Menschen, ihre Interessenvertretungen, viele Politiker*innen und Wissenschaftler*innen schon lange eine Absenkung des Wahlalters.
Aktuell dürfen 16-Jährige in elf Bundesländern bei Kommunal- und in vier Bundesländern bei Landtagswahlen wählen. Warum nicht endlich auch in NRW? Gerade in der aktuellen Krise wird deutlich, dass die Rechte von Kindern und Jugendlichen nicht krisenfest verankert sind. Die aktuellsten Jugendstudien zeigen einmal mehr, dass junge Menschen sich zu wenig gehört fühlen und mehr Mitbestimmung fordern.
WIR FORDERN DIE LANDESREGIERUNG AUF:
Die gesetzlichen Grundlagen müssen geschaffen werden, damit jungen Menschen ab 16 Jahren endlich das höchste Recht in der Demokratie zuteil wird: das aktive Wahlrecht!
Hierzu unterstützen wir aktiv die Initiativen des Landesjugendringes NRW:
Zur U 18 Wahl - Meldet ein Wahllokal an und gebt jungen Menschen unter 18 eine Stimme.
WEITERE INFOS UNTER:
www.ljr-nrw.de/u16-u18/
Zur Kampagne „Ich will wählen“ – Junge Menschen unter 18 sagen, warum sie wählen möchten / Wahlberechtigteteilen mit, warum sie die Forderungen der jungen Menschen unterstützen.
MACHT MIT UNTER:
www.ljr-nrw.de/themen/einmischende-jugendpolitik/ichwillwaehlen/
Solidarität ist unsere Stärke:
Alleinerziehende nicht allein lassen.
Alleinerziehende waren und sind gefordert – in allen Lebenslagen. Wir wollen Armut verhindern und selbstbestimmte Lebensführung stärken. Jede fünfte Familie in NRW ist mittlerweile eine Ein-Eltern-Familie. Davon sind immer noch ca. 40 Prozent auf den Bezug von ALG-II angewiesen. Aus unserer Sicht braucht es eine Gesamtstrategie zur unabhängigen Existenzsicherung von Alleinerziehenden. Familienunterstützung und die Arbeitsmarktintegration müssen Hand in Hand gehen.
WIR FORDERN DIE LANDESREGIERUNG AUF:
- Chancengerechtigkeit für Alleinerziehende am Arbeitsmarkt schaffen. Hierfür braucht es ein Recht auf eine höhere und nachhaltigere Teilhabe am Arbeitsmarkt, weg von prekärer Beschäftigung, hin zu existenzsichernder und familienfreundlicher Arbeit.
- Tragfähige und individuelle Lösungen für die Vereinbarkeit von Familie und Beruf aufzeigen, mit speziellen Beratungs- und Coaching-Angeboten Alleinerziehende unterstützen. Jobcenter und die Agenturen für Arbeit sehen wir hier in der Pflicht.
- Jungen Alleinerziehenden den Abschluss einer Berufsausbildung ermöglichen. Wir fordern die Stärkung und eine spürbare Ausweitung flexibler Bildungsangebote auch in Teilzeit sowie eine Vergütung, die das Existenzminimum gewährleistet.
- Weiterbildungsmöglichkeiten für Alleinerziehende schaffen, die ihr Qualifikationsniveau erweitern und eine (Re) Integration in die Erwerbsarbeit stärken. Die Angebote müssen modular und zeitlich flexibel gestaltet werden. Digitale Angebote müssen gestärkt werden.
- Verlässliche, gebührenfreie Kinderbetreuung und Ganztagsangebote. Eine bedarfsgerechte Kinderbetreuung ist die zentrale Basis und existenziell für Alleinerziehende. Der Rechtsanspruch darauf sollte bis zum 14. Lebensjahr und auch zu Randzeiten gewährleistet sein. Wir erwarten einen flächendeckenden Ausbau von wohnortnahen, qualitativ guten Bildungs- und Betreuungsangeboten für Kinder.
- Die Einführung einer Kindergrundsicherung um Familien zu stärken und Kinderarmut zu verhindern. Wir plädieren für eine unbürokratische und automatische Auszahlung der Leistungen. Wichtig ist hierbei eine am Lebensmittelpunkt des Kindes orientierte Ausgestaltung der Kindergrundsicherung. Dies erfordert eine gründliche Abstimmung der beteiligten rechtlichen Ressorts.
HINTERGRÜNDE:
www.awo-nrw.de/sites/default/files/12/AWO-NRW-Position-Alleinerziehende-171123.pdf
Gendergerechtigkeit
- NRW kann das.
Seit Beginn der Pandemie gilt es für sehr viele Frauen, die Geschlechterrolle rückwärts auszuhalten. Die Corona-Krise hat schonungslos gezeigt, welche großen Defizite im Bereich Gleichstellung auch in NRW noch bestehen. Die Lücke in Einkommen und damit in der Kurzarbeit, die fehlende Anerkennung für berufliche und private Fürsorgearbeit, die hohe Gewaltbetroffenheit von Frauen im sozialen Nahraum, nach wie vor Diskriminierung und Mehrfachbelastungen im Lockdown und Homeoffice zeigen das Ausmaß der Probleme. Die AWO setzt sich seit ihrer Gründung dafür ein, dass alle Menschen ihre Lebensentwürfe unabhängig von geschlechtlicher Identität oder sexueller Lebensweise verwirklichen können. Dazu gehört auch, dass Frauen endlich ihre vollständigen reproduktiven Rechte erhalten, d.h. selbstbestimmt und bewusst Entscheidungen treffen zu können, wenn es um Sexualität, Schwangerschaft, Geburt und Mutterschaft geht, frei von Diskriminierung, Zwang und Gewalt. Dafür braucht es eine gleiche Verteilung von Ressourcen, Macht und Wertschätzung.
Jetzt ist aus unserer Sicht der Zeitpunkt, der Geschlechterrolle-rückwärts entgegenzutreten.
Eine zukünftige Landesregierung muss ein Maßnahmenpaket für eine inklusive geschlechtergerechte Politik vorlegen, damit die Folgen der Corona-Krise geschlechtergerecht bewältigt werden können.
WIR FORDERN DIE LANDESREGIERUNG AUF:
- für substantielle Lohngerechtigkeit und die ideelle und finanzielle Aufwertung sozialer Berufe einzutreten.
- Im Bundesrat endlich einen Rechtsanspruch auf Schutz und Hife bei geschlechtsspezifischer Gewalt zu erkämpfen.
- Die Infrastruktur von Schutzunterkünften und Beratungsstellen entsprechend der Bedarfe auszubauen und finanziell abzusichern.
- über eine Bundesratsinitiative auf eine Streichung des §218 StGB, der den Schwangerschaftsabbruch unter Strafe stellt hinzuwirken.
Wenn Gleichstellung zu einer zentralen Aufgabe von Landespolitik wird, können wir Geschlechtergerechtigkeit erreichen.
NRW, DU KANNST DAS!
Pflege sichern,
- heute und in Zukunft.
PERSONALMANGEL BESEITIGEN – AUSBILDUNG STÄRKEN
Der massive Personalmangel betrifft den gesamten Pflegesektor und spitzt sich weiter zu. Der Arbeitsmarkt ist leergefegt. Die AWO setzt auf die Ausbildung von Nachwuchs, um Personal für ihre Seniorenzentren und ambulanten Dienste zu gewinnen. Es muss aber alles dafür getan werden, um die Anzahl der aktuellen Pflegeausbildungsplätze zumindest zu halten und um vermehrt Ausbildungsplätze für Pflegefachassistenzen zu schaffen. Hierzu werden dringend Lehrkräfte benötigt. Um vermehrt Lehrkräfte für die Pflegeschulen zu gewinnen, ist es notwendig, die Zulassungsbedingungen auszuweiten.
UNSERE FORDERUNGEN, UM DEM MANGEL AN LEHRKRÄFTEN ZU BEHEBEN UND AUSBILDUNGSPLÄTZE ZU SICHERN:
- Anreize für pflegenahe Studiengänge schaffen, etwa durch Stipendien.
- Möglichst kurze Wege für die Qualifikation zur Pflegepädagog*in bieten.
- Zahlung einer Ausbildungsvergütung für Pflegestudierende.
- Anerkennung für Masterabsolvent*innen aus Bezugswissenschaften ausweiten und bundesweit vereinheitlichen.
- Förderung von stationären und ambulanten Pflegeanbietern, um praktische Ausbildungsplätze zu schaffen.
- Finanzierung der Ausbildung durch Steuermittel, nicht durch steigende Eigenanteile.
Digitale Ausbildung der Pflegekräfte stärken
In den Lehrplänen der Pflege-Ausbildung kommen digitale Themen nicht vor. Auch nicht in der reformierten, generalistischen Ausbildung. Digitale Technologien haben aber das Potenzial, Pflegende zu entlasten. Die Ausbildung, Fort- und Weiterbildung und auch die Studienangebote müssen mit Blick auf Digitalisierung und neue Techniken überprüft werden.
WIR FORDERN DIE LANDESREGIERUNG AUF:
- Die erforderlichen Kompetenzen in der Ausbildung mit einfließen zu lassen und Fort- und Weiterbildungsprogramme zu fördern, um Personal mit notwendigen Fertigkeiten aufzubauen.
- Eine Anschubfinanzierung für den Auf- und Ausbau von Hard- und Software zu installieren, ohne die Kosten auf die Pflegebedürftigen umzuwälzen, bzw. den Eigenanteil zu erhöhen.
- Die Unterstützung der Pflegebedürftigen bei der Bedienung von speziellen Pflege-Apps muss sich z. B. im Leistungskomplexsystem der ambulanten Pflege widerspiegeln und als Leistung refinanzierbar sein.
Ambulante Pflege: zu wenig Personal, zu hohe Belastung
Die Touren des Personals sind zeitlich eng getaktet. Krankheitsbedingten Ausfälle von Kolleg*innen führen zu einer erhöhten Arbeitsbelastung bei den Pflegekräften, die spontan einspringen und Teildienste verrichten müssen. Eine planbare Freizeitgestaltung ist oft nicht mehr möglich. Dies führt zu einer Abwanderung in andere Bereiche und verstärkt den Personalnotstand in der ambulanten Pflege. Aufgrund der gestiegenen Arbeitsbelastung reduzieren viele Pflegekräfte ihre Arbeitszeit. Neues Personal zu finden wird jedoch zunehmend schwieriger. Auch weil die Bezahlung im Vergleich zu Krankenhäusern und stationären Pflegeeinrichtungen geringer ist. Die meisten Pflegedienste können z.Zt. keine Neukunden versorgen. Mittlerweile kommt es zu Kündigungen von Bestandskundschaft, weil eine Versorgung in dem bisherigen Umfang einfach nicht mehr geleistet werden kann.
WIR FORDERN DIE LANDESREGIERUNG AUF:
- die Gehälter der Pflegekräfte in der ambulanten und stationären Pflege an die des Krankenhaus-Personals anzupassen und zwar ohne, dass die Eigenanteile steigen.
- die Bürokratie in der Pflege weiter abzubauen, etwa durch Digitalisierung und mehr Kompetenzen für die Pflegefachkräfte z.B. bei der Ausstellung von Verordnungen. Pflegefachkräfte müssen sich wieder auf ihre Kernkompetenzen konzentrieren können bzgl. der Steuerung der Pflegeprozesse und Anleitung und Kontrolle der Hilfskräfte
Klimaschutz – energetische Sanierung fördern
Um Maßnahmen zum Klimaschutz umzusetzen, sind in der Regel Investitionen notwendig. Bei den bislang anerkennungsfähigen Baukosten für teil- und/oder vollstationäre Pflegeeinrichtungen bleiben solche zur energetischen Sanierung oder energetischem Bauen aber unberücksichtigt.
Wenn dies anders wäre, könnten z.B. die Dächer von Pflegeeinrichtungen konsequent mit Photovoltaikanlagen versehen werden. Darüber hinaus fehlt der Anreiz, weitere klimafreundliche Initiativen umzusetzen. Denn die Refinanzierung ist nicht gesichert. Dies betrifft auch die steigenden Energiekosten: Sie werden von den Kostenträgern nicht anerkannt.
Im ambulanten Bereich wurden emissionsarme Fahrzeuge angeschafft, um einen Beitrag zum Klimaschutz zu leisten. Allerdings fehlen vielerorts die notwendigen Infrastrukturen wie etwa Ladestationen.
WIR FORDERN DIE LANDESREGIERUNG AUF:
- Steigerungsraten von Energiekosten grundsätzlich bei der Refinanzierung zu berücksichtigen und anzuerkennen.
- Energetische Sanierungen von Pflegeeinrichtungen konsequent zu fördern.
- Investitionen in Klimaschutz dürfen keine zusätzliche finanzielle Belastung der Bewohner*innen und Angehörigen verursachen.
Wohnen - ausbauen.
Ausbauen: Mieterschutz!
Die Situation auf dem Wohnungsmarkt in NRW ist seit Jahren extrem angespannt. Die Mieten sind stark gestiegen. Die Umwandlung von Mietwohnungen in Eigentumswohnungen und Luxusmodernisierungen verdrängen Mieterinnen und Mieter aus ihren Wohnungen. Der Verlust der Wohnung ist eine reale Gefahr. Deshalb muss der Mieterschutz dringend ausgebaut werden.
WIR FORDERN DIE LANDESREGIERUNG AUF:
- Verpflichtung aller Kommunen, qualifizierte Mietspiegel zu erstellen, um für die Mietpreisbremse eine bessere Grundlage zu schaffen.
- Schutz der Mieter*innen bei Umwandlung von Miet- in Eigentumswohnungen.
- Zweckentfremdung von Wohnraum im Wohnungsaufsichtsgesetz verbieten.
Ausbauen: Wohnraum!
Ein starkes Land wie NRW muss die Pläne der Bundesregierung zur Schaffung von jährlich 400.000 neuen Wohnungen unterstützen, Fördermittel bereitstellen und den Kommunen helfen.
WIR FORDERN DIE LANDESREGIERUNG AUF:
- Schaffung eines Förderprogramms für den sozialen Wohnungsbau.
- Bau und Förderung von Wohnungen mit dauerhafter Sozialbindung (Neue Gemeinnützigkeit).
- Gründung einer Landesbaugesellschaft.
Ausbauen: Schutz vulnerabler Gruppen!
Die Corona-Pandemie hat gezeigt: Familien benötigen mehr Wohnraum, um Kindern ausreichend Platz zum Lernen und Spielen zu ermöglichen. Jugendliche mit Beeinträchtigungen brauchen Perspektiven auf dem Wohnungsmarkt, um selbständig leben zu können. Frauenhäuser bieten akuten Schutz vor Gewalt, es müssen aber auch Strukturen für Beratung und Vermittlung in Wohnungen folgen.
WIR FORDERN DIE LANDESREGIERUNG AUF:
- Schaffung von Wohnraumkontingenten für beeinträchtigte Menschen, Alleinerziehende, Frauen mit Gewalterfahrung
- Aktive Mitarbeit am EU-Ziel der Abschaffung von Wohnungslosigkeit bis 2030.
- Vermeidung von Zwangsräumungen, insbesondere für Familien.
HINTERGRÜNDE: www.awo-nrw.de/wir-wollen-wohnen
Teilhabe ermöglichen
- Diskriminierung beenden.
Vielfalt ist Grundlage und Ziel einer pluralistischen, demokratischen Gesellschaft. Deshalb ist es zentral, die Teilhabe von Menschen mit Migrationsgeschichte aktiv zu fördern und zu ermöglichen. Politik und Gesellschaft sind in der Pflicht, strukturelle Benachteiligungen und Hürden abzubauen.
WIR FORDERN DIE LANDESREGIERUNG AUF:
- Zusammenarbeit zwischen Kommunen und Freier Wohlfahrt ausbauen und verbessern. Bei der weiteren Implementierung des Kommunalen Integrationsmanagements (KIM) muss insbesondere im Rahmen der Umsetzung des Teilhabe- und Integrationsgesetzes (TIntG NRW) – auf die verbindliche Einbeziehung der Freien Wohlfahrtspflege auf der lokalen Ebene geachtet werden. Wir fordern den Aufbau einer strategischen Partnerschaft zwischen Kommunen und Freier Wohlfahrt ein.
- Antidiskriminierungspolitik in NRW stringent weiterentwickeln. Wir fordern eine Landesstelle für Antidiskriminierungsarbeit einzurichten. Diese soll Beratung, Forschung und Öffentlichkeitsarbeit leisten und als Landesbehörde in kommunale und landesweite Strukturen hineinwirken, um strukturelle Diskriminierung und institutionellen Rassismus abzubauen. Zudem fordern wir ein Landesantidiskriminierungsgesetz für NRW. Dieses Gesetz soll Lücken im Diskriminierungsschutz in NRW schließen und die gesetzlichen Möglichkeiten und Anwendungsbereiche des Allgemeinen Gleichbehandlungsgesetzes erweitern und dadurch stärken.
Wir fordern die zivilgesellschaftlich getragenen Servicestellen für Antidiskriminierungsarbeit (ADA) und ihre Begleitstrukturen zur Qualifizierung und Vernetzung ihrer Arbeit nachhaltig zu sichern und eine transparente Zusammenarbeit mit den derzeit eingerichteten Meldestellen zu gewährleisten.
- Menschenhandel und Zwangsarbeit bei der EU-Binnenzuwanderung beenden. Im Rahmen der EU-Binnenzuwanderung insbesondere aus Südosteuropa werden Betroffene dubioser Anwerbestrukturen häufig Opfer von Zwangsarbeit und Menschenhandel.
Diesen missbräuchlichen Anwerbepraktiken muss unverzüglich Einhalt geboten werden. Staatliche Hilfeleistungen zur besseren Eingliederung in Arbeit müssen gewährleistet werden.
Nur nachhaltig ist gerecht.
Für eine gerechtere Gesellschaft braucht es eine ganzheitlich nachhaltige Entwicklung. Grenzen- und generationsübergreifend! Es braucht ökologische und soziale Nachhaltigkeit.
WIR FORDERN DIE LANDESREGIERUNG AUF:
- Klimafreundliche Rahmenbedingungen schaffen.
Im Sinne einer transnationalen Klimagerechtigkeit muss es einen Wandel in den Bereichen Ernährung, Mobilität, Energiegewinnung und Produktions- und Konsumverhalten geben. Wir fordern, dass die Landesregierung klimafreundliche Rahmenbedingungen schafft, indem sie den ÖPNV und erneuerbare Energien weiter ausbaut und gleichzeitig umweltschädliche Maßnahmen, wie den Kohleabbau, damit verbundene Umsiedelungen und weitere Zerstörungen natürlicher Flächen sowie den Ausbau der landesweiten Flughäfen beendet. Soziale und ökologisch nachhaltige Unternehmen und Produktionen müssen gefördert, die Subventionierung klimaschädlicher Industrien müssen zwingend gestoppt werden. Die öffentlichen Strukturen müssen auf ihre Sozial- und Klimaverträglichkeit hin geprüft und die Richtlinien für Ausschreibungen und Beschaffungen dahingehend überarbeitet werden, dass sozial und ökologisch nachhaltig wirtschaftende Anbieter begünstigt werden.
- Klimaschutz und Nachhaltigkeit sozial gerecht gestalten.
Die notwendigen Maßnahmen zum Klimaschutz dürfen die Spaltung der Gesellschaft in Arm und Reich nicht weiter forcieren. Steigende Energiekosten dürfen nicht dazu führen, dass z.B. die Mobilität oder die Wohn- und Lebensqualität einkommensarmer Familien eingeschränkt werden. Die sozialen Sicherungssysteme unseres Landes müssen dies berücksichtigen.
Vor diesem Hintergrund müssen Maßnahmen des Klimaschutzes auch Bestandteil der Finanzierungssystematik Sozialer Arbeit werden. Es darf nicht sein, das z.B. energiesparende Maßnahmen in Pflegeeinrichtungen durch die Träger zu finanzieren sind aber anschließend die daraus resultierenden Einsparungen zu einer Reduzierung des finanziellen Anteils der Kostenträger führen.
WIR FORDERN EIN FUNDAMENTALES UMDENKEN!
Weiterführende Informationen und Stellungnahmen finden Sie auf den Internetseiten des Internetseiten der vier Bezirksverbände der AWO in NRW:
AWO Bezirksverband Mittelrhein e.V.
AWO Bezirksverband Niederrhein e.V.
AWO Bezirksverband Ostwestfalen-Lippe e.V.
AWO Bezirksverband Westliches Westfalen e.V.
sowie des AWO Bundesverbandes
AWO NRW
c/o Arbeiterwohlfahrt Bezirksverband Mittelrhein e. V.
Rhonestraße 2 a
50765 Köln
Tel.: 0221 57998-211
E-Mail: lag-awo-nrw@awo-mittelrhein.de